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Zürich/Moskau. Für 2017 geht die Mehrheit der deutschen und Schweizer Unternehmen in Russland von einer leicht positiven Entwicklung der russischen Wirtschaft aus. Die dort ansässigen deutsch sprachigen Unternehmen halten trotz kleineren Unsicherheiten am russischen Markt fest und signalisieren die Bereitschaft zur weiteren Lokalisierung. Mehr als 80% plädieren gar für die Aufhebung der Sanktionen betreffend Russland.

Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) hat am 28. Oktober die Ergebnisse einer grossangelegten Geschäftsklima-Umfrage präsentiert. Befragt wurden diejenigen Unternehmen aus dem deutschen sprachigen Raum Europas, welche bereits auf dem russischen Markt aktiv sind. Insgesamt beteiligten sich 93 Unternehmen an der Umfrage der AHK. Die befragten Unternehmen sehen in Russland eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage.

Zwar beurteilen die Unternehmen die Lage der russischen Wirtschaft zum Zeitpunkt der Befragung im Sommer 2016 noch als rezessiv (58%) bis stabil (32%), allerdings rechnen sie bis Jahresende bereits mit einer überwiegend stabilen bis leicht positiven Entwicklung. Die Tendenz für das Jahr 2017 ist ebenfalls optimistisch: Die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen prognostizieren eine leicht positive Wirtschaftsentwicklung. Die eigene Geschäftslage sehen sie überwiegend als „befriedigend“ (56%) bis „gut“ (26%). Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage bleibt Russland für viele Firmen ein Markt mit großen Wachstumsmöglichkeiten 27% der Umfrageteilnehmer konnten im 1. Halbjahr 2016 ein Umsatzwachstum um mehr als 10% erzielen. Für das gesamte Jahr rechnen insgesamt 54% mit einem Umsatzzuwachs und nur 28% mit einem Rückgang.

Deutsche Firmen stehen zum russischen Markt

Mehr als die Hälfte der Befragten hält das Potenzial weiterhin für „hoch“ oder „sehr hoch“. 91% der Unternehmen wollen sich daher auch weiterhin in gleicher Form in Russland engagieren. Nur ein geringer Teil (13%) plant, die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren. Über ein Drittel will die Präsenz auf dem dortigen Markt verstärken und neues Personal einstellen.

Die Bereitschaft der deutschen Unternehmen in Russland zu produzieren, ist nach wie vor hoch. Eine gesonderte Umfrage der AHK zum Thema Lokalisierung, die im Oktober 2016 unter ihren Mitgliedern durchgeführt wurde, ergab, dass 56% der Befragten bereits lokalisiert haben und eine Erweiterung der Produktion planen. Weitere 20% haben vor, in den nächsten zwei Jahren erstmals eine Fertigung oder Montage in Russland aufzubauen.
„Wenn diejenigen Unternehmen, welche momentan in Russland investieren, kundtun, dass sich ihr Engagement lohnt, wird sich das rasch verbreiten und zu weiteren Investitionen führen“. „Die russische Regierung muss deshalb dafür sorgen, dass deutsche sowie andere ausländische Investoren gegenüber inländischen Konkurrenten fair behandelt und nicht benachteiligt werden.“

Negative Einflüsse in Russland

Die Unsicherheit der Marktentwicklung, im Zusammenhang mit Sanktionen, schwankendem Ölpreis und Rubel-Wechselkurs, stellt für die deutschen Unternehmen die größte Beeinträchtigung in ihrem Russland-Geschäft dar. Als weitere Hürden nennen sie den bürokratischen Aufwand, die hohe Inflationsrate und Protektionismus. Weitere Beeinträchtigungen des Geschäfts geschehen den befragten Unternehmen zufolge durch finanzielle Faktoren, wie etwa die Höhe des Leitzinses und der sanktionsbedingt eingeschränkte Zugang zu Finanzierungen. Aber auch die gesetzlichen Regelungen, mit denen Importe ersetzt werden sollen, haben Einfluss.

Die deutsche Wirtschaft in Russland votierte wie schon zuvor mit breiter Mehrheit für ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland. Beinahe die Hälfte der Umfrageteilnehmer sind für eine sofortige Aufhebung, 40% für ein schrittweises Vorgehen – auch wenn das Minsker Abkommen noch nicht vollständig umgesetzt ist. Hier hat sich im Vergleich zur Umfrage der AHK im Frühjahr 2016 der Anteil der Befürworter eines schrittweisen Abbaus erhöht (von 28% auf 40%). Nach Einschätzung der Mehrheit (90%) der Unternehmen erreichen die EU-Sanktionen ihre politischen Ziele nicht mehr.
Über die Hälfte der befragten Firmen (58%) ist von den beidseitigen Sanktionen betroffen – am häufigsten von den Finanzmarkteinschränkungen, Dual-Use-Bestimmungen sowie vom russischen Lebensmittel-Embargo.

Die Erweiterung und Vertiefung der am 1. Januar 2015 gegründeten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), bestehend aus Russland, Weissrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan, bietet nur gut zwei Fünftel der deutschen sprachigen Unternehmen vor Ort Vorteile. Die Abschaffung von Zollgebühren- und -kontrollen sowie der größere Absatzmarkt durch die EAWU werden in der Befragung jedoch von einem Viertel der Befragten positiv hervorgehoben.

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