Weihnachten 2020 – Fest der Besinnung und Hoffnung
Wer hätte vor einem Jahr selbst in einem Albtraum vorhergesehen, dass das Jahr 2020 derart unrühmlich in die Weltgeschichte eingehen würde. Erlauben Sie mir einige persönliche Gedanken und Überlegungen zum Fest der Besinnung und der Hoffnung.
- Die schlechten Nachrichten des Jahres: Die Anti-Covid-Massnahmen führten zu Eingriffen ins Leben jedes Einzelnen, verursachten Sorgen und Einzeltragödien sowie einen wirtschaftliche Einbruch von knapp 3 bis rund 6% des BIP in den wichtigsten westlichen Industrieländern und einer massiv erhöhten öffentlichen Verschuldung.
- Die guten Nachrichten: Im langfristigen Vergleich ist auf nationalen Ebenen und in der Jahressumme keine eindeutige Übersterblichkeit nachweisbar, trotz – oder vielleicht wegen – des medialen Lärms und politischen Aktionismus. Und – die Wirtschaft scheint sich insgesamt rascher zu erholen, als von den meisten Experten befürchtet.
Vielleicht sind die bevorstehenden Weihnachten der richtige Zeitpunkt, um die aktuelle Situation in einem historischen Kontext zu betrachten und um nach vorne zu schauen.
- Die von Vögeln verursachte «Spanische Grippe», nach heutigem Stand des Wissens war es ebenfalls ein aggressiver Corona Virus vom Subtyp A/H1N1, ging vor 100 Jahren nach gut zwei Jahren Dauer zu Ende. Weltweit wurden damals rund 500 Mio. Menschen (ein Viertel der Weltbevölkerung!) infiziert, über 50 Mio. Menschen starben. 1968 brach die zweijährige «Hongkong Grippe» mit dem A/H3N2 Virus aus, mit über 1 Mio. Toten, davon alleine in Deutschland über 30’000. 1977 brach die zweijährige «Russische Grippe» aus. An diesem aus Nordchina stammenden Abkömmling des A/H1N1 Virus starben damals weltweit rund 700’000 Menschen. Bei den ähnlich gelagerten Pandemien SARS, MERS, Vogel- oder Schweinegrippen in den letzten 20 Jahren waren ebenfalls hochpathogene Abkömmlinge des H1N1 Virus im Spiel, glücklicherweise mit geringerer Ausbreitung.
- Ende 2019 sprang in China das Covid-19 Virus von Wildtieren auf den Menschen über. Mit geschätzten letztendlich global rund 150 Mio. Infizierten und bis zu 2.5 Mio. Toten – bei mehrfach grösserer Weltbevölkerung als bei den Pandemien des 20. Jahrhunderts – dürfte Covid-19 statistisch betrachtet als durchschnittliche Pandemie in die Geschichte eingehen. Aufgrund der globalen Informationsdichte und dem hohen Wohlstand wird diese Pandemie allerdings als gefährlicher wahrgenommen.
- Dank der in Rekordzeit entwickelten Impfstoffe dürfte diese Pandemie einige Monate kürzer ausfallen als frühere Pandemien.
Der aktuelle «Krieg gegen Covid-19» dürfte sich realistischerweise in einigen Monaten dem Ende zuneigen. Wie wird sich unsere Welt anschliessend, unter Berücksichtigung der kurzen Halbwertszeit des menschlichen Erinnerungsvermögens, weiterentwickeln?
Hier meine zehn Hypothesen für 2021 und die kommenden Jahre:
- Der grosse Nachholbedarf an sozialen Kontakten wird zu einem Boom in der Gastronomie- und Freizeitindustrie führen, sobald die Krise «vorbei ist».
- Das durch Reisbeschränkungen unterdrückte «Reisefieber» der Menschen wird zu einer überbordenden Nachfrage nach nationalen und internationalen Urlaubsreisen führen.
- Der Innovationskiller Home Office wird mehrheitlich wieder durch Vor-Ort-Präsenz, dafür aber wieder mehr in Einzel- und Kleingruppen-Büros, ersetzt werden.
- Arbeitsplätze in Grossraumbüros in hochindustrialisierten Ländern werden weitgehend durch «intelligente» Computer, Online Self Service durch die Kunden, und durch Offshore Service Centers mit billigeren Arbeitskräften ersetzt.
- Virtuelle Meetings werden das traditionelle schriftliche Berichtswesen ergänzen, aber nicht ersetzen.
- Erhöhte Hygienevorschriften und entsprechendes Individualverhalten werden zu verstärkter Anfälligkeit auf bakterielle und virologische Infektionen sowie zu verstärkten Allergien führen.
- In den Krankenhäusern der wohlhabenderen Länder werden sich Einzelzimmer breitflächig durchsetzen, um Infektionsrisiken zu reduzieren. Gleichzeitig wird sich der Pflegebedarf für alternde Menschen «im sicheren Zuhause» weiter massiv verstärken.
- Supply Chains werden angepasst, mit höherer Wertschöpfung in den einzelnen Absatzmärkten und mit weniger Wirtschaftsblock-überschreitenden Abhängigkeiten.
- Die geopolitischen Spannungen werden im Zuge der Krisenbewältigung verstärkt zunehmen, verbunden mit der Formierung von «harten» Wirtschaftsblöcken.
- Die nächste Krise kommt garantiert. Und sie wird völlig anders gelagert sein als die aktuelle. Beispielsweise der völlige Zusammenbruch der globalen Kommunikationssysteme für einige Monate? Aber das werden wir auch meistern.
Im Namen meines globalen BRAINFORCE Teams wünsche ich Ihnen allen ein segensreiches, lichtvolles Weihnachts- und Neujahrsfest, trotz besonderer Rahmenbedingungen, und einen hoffnungsvollen Start in ein erfreulicheres und erfolgreiches 2021. Bleiben Sie gesund und achtsam.
Für das entgegengebrachte Vertrauen und die spannenden Gespräche mit vielen unserer Geschäftspartner bedanke ich mich herzlich.
Ihr Martin Schneider
CEO